Kaum ein Abschnitt eines Buches ist so wichtig wie der Anfang. Er soll den Leser dazu inspirieren, weiterzulesen, Spannung aufbauen, darf aber auch keine falschen Versprechungen machen. Wie gestaltet man als Autor am besten die ersten Seiten? Und was sollte man vermeiden? Darum geht es im heutigen Artikel.
Der erste Satz, die erste Seite, das erste Kapitel
Tipps aus dem Buch von Jeff VanderMeer
Ausnahmsweise, weil es im deutschsprachigen Raum kein vergleichbares Buch gibt, geht es heute um Tipps aus einem englischsprachigen Buch, das es leider weder auf Deutsch noch als E-Book gibt. Nichts desto trotz ist es sehr interessant und das wohl am kreativsten gestaltete Buch, das ich je in Händen hielt!
Elemente eines guten Anfangs
Man sagt, dass der Anfang einen guten Ankerpunkt benötigt, einen Haken, mit dem man den Leser Schritt für Schritt in das Buch hineinziehen kann. Jede Szene kann interessant gestaltet werden, indem man auf die passenden Details fokussiert. Jeff VanderMeer gibt das Beispiel eines Nagelknipsers (oder einer Person, die gerade die Nägel abknipst): Man könnte schon hier auf die kommende Spannung hinweisen, indem man die scharf geschliffenen, glänzenden Kanten in den Fokus stellt. Wer ist die Zielgruppe? Wenn man auch nicht-Fantasy-Leser in die Handlung hineinziehen möchte, kann man gerade zu Beginn auf Fantasyelemente weitgehend verzichten und diese dann einige Seiten später einführen.
Wichtig für den Anfang des Buches sind:
- Die Präsentation des Hauptprotagonisten aus der richtigen Perspektive (möglichst schon im allerersten Satz)
- Ein Konflikt oder ein Problem, am besten gleich zusammen mit dem zugehörigen Antagonisten/Schurken
- Eventuell einen Hinweis auf ein weiteres Problem (Subplot), das später auftaucht
- Action und Bewegung, was nicht zwingend eine Verfolgungsjagd bedeutet, aber es sollte etwas geschehen
- Beschreibung des Settings oder eines Ausschnittes des Settings, wo das Buch stattfindet
Ungünstig für den Anfang eines Buches ist in der Regel:
- Eine Rückblende
- Ein Traum
- Die Sichtweise einer Nebenfigur
- Ein Dialog
Die Rückblende macht beispielsweise nur dann Sinn, wenn es schon etwas gibt, von dem aus rückgeblendet wird und womit der Leser vergleichen kann. Wenn man erst später auflöst, dass es nur ein Traum war, fühlt sich der Leser schnell veräppelt. Man kann ein Buch zwar mit einem Dialog starten, jedoch lässt dies häufig wichtige Fragen unbeantwortet, z.B. die nach Ort, Zeit, Perspektive etc. Wählt man eine Nebenfigur, so enttäuscht man den Leser ebenfalls, der zu Beginn davon ausgeht, zunächst von der Hauptperson zu lesen.
Viele weitere Tipps bunte und kreative Illustrationen und hilfreiche Konzepte finden Sie im Autorenratgeber “Wonderbook: The Illustrated Guide to Creating Imaginative Fiction” von Jeff VanderMeer.